Melatonin
Melatonin (Griechisch: Melas=schwarz, Tosos=Arbeit) wird im Körper von der Zwirbeldrüse (Hirnanhangdrüse) aus Serotonin produziert und ist auch in der Retina (Netzhaut des Auges) vorhanden. Es ist das Hormon, das den Wach/Schlaf-Zyklus reguliert.
Melatonin sorgte für Aufregung, als man es als das Verjüngungshormon vorstellte. Pierpaoli, Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Altersforschung in Ancona, eine der Hauptpersonen in der Melatoninforschung, äusserte sich dazu treffend: "Wir altern, weil die abnehmende Aktivität der Zirbeldrüse uns dazu verurteilt". Das Älterwerden ist unter anderem davon gekennzeichnet, dass die früher so deutlich unterschiedlichen Abläufe von Tag und Nacht je länger, je mehr verwischt werden. Der Grund: Die abnehmende Produktion von Melatonin. Wissenschafliche Untersuchungen haben ergeben, dass der Melatonin-Spiegel im Schlaf stark ansteigt. Er ist dann 5 10 mal höher als in der Wachphase. Eine Nahrungsergänzung mit Melatonin kann folglich dazu beitragen, diesen durch den Mangel an Melatonin entstehenden Alterungsprozess in gewissem Maße zu bremsen.
Melatonin wurde bereits erfolgreich gegen Krebs, Alzheimer und Parkinson, Osteroporose und Glaucoma eingesetzt. Es wirkt ovulationshemmend und stark antioxidativ. Eine Gabe von Melatonin bei Virusinfekten führt, nachgewiesen bei Tests mit Mäusen, zur Steigerung der Antikörper und hilft so bei einer besseren Bekämpfung des Viruses. Weiterhin hilft Melatonin bei der Beseitigung von Schlafstörungen und einigen Arten von schweren Depressionen, wie zum Beispiel dem in den Wintermonaten häufig auftretenden SAD (Seasonal Affection Disorder). In Studien stellte man fest, dass der Melatoninspiegel bei Angstzuständen und anderen negativen Gefühlen absinkt.
Melatonin kann - wie oben ersichtlich geworden - erfolgreich zur Verhinderung des Jet-Lag-Syndroms eingesetzt werden. Der Jet lag ist ein Syndrom oder ein Syndromkomplex, der nach Flugreisen durch mehrere Zeitzonen entsteht. Meist charakterisiert er sich durch allgemeine Gefühle der Müdigkeit und Unlust sowie Rückenschmerzen, Kopfweh, Atemschwierigkeiten und Schlafstörungen. Diese von der Wissenschaft genannte "desynchronisation" der inneren Uhr in Relation zur momentanen "Lokalzeit" wird zwar vom Körper wieder korrigiert, doch dauert es ungefähr einen Tag pro Stunde Zeitunterschied. Zirkadiane Störungen können auch aus anderen Gründen entstehen. Beispiele bei Schichtarbeit, Pikettdienst, freiwilligem Aufbleiben während ganzer Nächte etc.
Die Wirkung auf die "innere Uhr" wurde in einer Doppelblinduntersuchung von 17 Versuchspersonen, die von San Francisco nach London flogen, sehr eindrücklich demonstriert. Acht Teilnehmer nahmen täglich 5mg Melatonin ein, während die andere ein Scheinpräparat erhielten. Die Melatonin-Gruppe verspürte praktisch keine Jet-lag-Symptome, während sechs der anderen neun Personen mit den üblichen Problemen konfrontiert waren.
Bei den verschiedenen Studien von Melatonin hat es sich sozusagen nebenbei gezeigt, dass sowohl das Interesse an Sex als auch die dazugehörende "Leistungsfähigkeit" auffallend zugenommen haben. Spätere Untersuchungen, welche sich hauptsächlich für diesen Aspekt interessierten, kamen weitgehend zum gleichen positiven Resultat.
Melatonin kommt in sehr geringen Mengen in Tomaten, Karotten, Sellerie, Reis, Gerste, Mais und dem Fleisch von Wirbeltieren vor.
Da für die Melatononproduktion die Aminosäure Tryptophan benötigt wird, kann ein Mangel an Tryptophan zu Melatoninmangel führen.
Eine Überdosierung kann bei Frauen ovolationshemmend (Ausbleiben des Eisprungs/Anti-Kontrazeptiva) wirken. Eine zu lange Einnahme kann zu einer Steigerung des Körpergewichts und zu einer Umkehr der gewünschten Wirkungen führen. So können zum Beispiel mit Melatonin erfolgreich bekämpfte Melanome im Wachstum wieder gefördert werden, beseitigte depressive Störungen wieder auftreten, die bekämpften Jet Lag-Symptome zurückkehren u.s.w.
Weitere unerwünschte Nebenwirkungen sind bis jetzt, trotz der inzwischen 20jährigen Erfahrung mit Melatonin, nicht festgestellt worden.
Anti-Depressiva und Alkohol beeinträchtigen die Wirkung negativ.
Eine Verwendung von Melatonin sollte vorsichtshalber mit einem Arzt besprochen werden und aus oben genannten Gründen nicht zu lange dauern.
Quellen:
Blask et al.:"J. Neural Transm. Suppl. 21" (1986) 443
Maurizi et al.:"Medical Hypothesis 31" (1990) 233
Sandyk et al.:"Int. J. Neurosci. 62" (1992) 215
Rhodes et al.:"Ophthalmic Res. 25" (1993) 10
Fevre et al.:"J. Clin. Endocrinol. Metab. 47" (1986) 1383
Hardeland et al.:"Neuroscience and Behavioral Reviews 17" (1993) 347
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